Der Begriff „Digitale Disruption“ taucht immer wieder im Themenkontext der Digitalisierung auf. Doch was beutet er eigentlich – vor allem in der Praxis? In unserer Serie „Wir erklären“ greifen wir Themen und Begriffe rund um die digitale Transformation und die Digitalisierung auf und versuchen, diese möglichst anschaulich zu erklären. Dabei erheben wir nicht den Anspruch auf wissenschaftlich fundierte Ausführungen.

Die „Digitale Disruption“ beschreibt meist drastische Veränderungen, die von neuen digitalen Technologien oder digitalen Geschäftsmodellen ausgelöst werden. Von diesen Veränderungen können die unterschiedlichsten Bereiche betroffen sein, darunter:

  • Individuelle Lebensgewohnheiten

  • Arbeitsweisen und -vorgänge

  • Geschäftsmodelle

  • ganze Branchen und Wirtschaftsstrukturen

  • Soziale Gefüge und Gesellschaftsstrukturen

Meist führt die „Digitale Disruption“ mittel- und langfristig dazu, dass die bisher bekannten Strukturen und Verfahrensweisen verschwinden und durch Neues ersetzt werden. Diese Entwicklungen können vor allem für Unternehmen ein hohes Risiko bedeuten, die sich und ihre Geschäftskonzepte nicht regelmäßig vor dem Hintergrund der digitalen und technologischen Entwicklungen auf den Prüfstand stellen und dementsprechend frühzeitig verändern und anpassen. Auf der anderen Seite bietet die digitale Disruption denjenigen Unternehmen neue und teilweise sehr große Chancen, die sich mit den technologioschen Trends bewusst auseinandersetzen und frühzeitig Marktchancen erkennen. Dann werden sie vielleicht selbst zum Treiber neuer Geschäftsmodelle, Verfahrensweisen und Technologien.

Beispiel für die aktuelle digitale Disruption:

Videotheken:

Videotheken waren von den 1980ern bis in die 2000er Jahre nicht aus dem Stadtbild wegzudenken. Wenn man nicht ins Kino wollte, sondern abends mit seinen Liebsten gemütlich auf der Couch bei einer Liefer-Pizza mit Chips oder einem Glas Wein mit einer gediegenen Käseauswahl noch einen Spielfilm seiner Wahl schauen wollte, blieb einem meist nichts anderes übrig, als eine der Videotheken in der Nachbarschaft zu besuchen und einen Film auszuleihen. Für Videothekenbesitzer ein gutes Geschäft – bis in die frühen 2000er. Danach ging es mit den Umsätzen kontinuierlich bergab und viele Videotheken mussten schließen. 2017 existierten gerade noch 600 von ehemals 4.300 Videotheken in Deutschland wie die folgende Infografik zeigt.

Hauptauslöser waren neben anderen Gründen natürlich die Verbreitung des Internets und die damit aufkommenden neuen Formen der Videothek in Form von Online-Videotheken und Streaming-Diensten. In naher Zukunft werden wohl auch die letzten stationären Videotheken ihre Türen für immer schließen. Was machen die Videothekenbesitzer wohl heute?

Beispiel für die zukünftige „Digitale Disruption“:

Taxi-Dienste:

Meiner Einschätzung nach werden Taxi-Unternehmer in den nächsten 10 -15 Jahren erheblich von digitaler Disruption und technologischer Entwicklung betroffen sein.

Inhaber von Taxi-Unternehmen waren auch schon in den vergangenen Jahren dem technologischen Fortschritt ausgesetzt. Konnte man früher Taxis nur per Telefon oder Handzeichen an der Straße bestellen, so ist dies jetzt durch die digitale Entwicklung viel differenzierter möglich. So kann man über unterschiedliche App-Dienste auf dem Smartphone sein Taxi per einfachen Knopfdruck und Übermittlung des Standortes bestellen. Taxifahrer haben daher heute im Fahrzeug neben dem klassischen Funk teilweise mehrere Handys und Apps im Einsatz. Zusätzlich machen Fahrdienste wie Uber und natürlich auch Car-Sharing-Unternehmen dem Taxiunternehmer Konkurrenz.

Doch die größte Veränderung steht den Taxi-Betreibern noch bevor: Das autonome Fahren, d.h. Autos, die keine Fahrer mehr benötigen, um Menschen von A nach B zu befördern.

Vermutlich sehen viele Taxibetreiber in dieser Entwicklung auch eine Chance für ihr Unternehmen. Immerhin sparen sie die Personalkosten ein und können sich rein um den Betrieb und die Vermarktung ihrer Fahrzeuge kümmern. Doch dies könnte zu einfach gedacht sein, denn es gibt bereits viele große Player am Markt, die nur darauf warten, ihre Fahrzeugflotte oder ihre bereits entwickelten Technologien und Plattformen für autonome Fahrten zur Verfügung zu stellen.

Wenn das autonome Fahren marktreif ist, werden die Autohersteller, die großen Betreiber von Autovermietungen und Car-Sharing-Unternehmen sowie die Plattformanbieter wie Google, Apple & Co sehr schnell umfangreiche Fahrzeugflotten auf die Straße schicken. Wozu braucht es denn dann noch den kleinen Taxiunternehmer mit seiner handvoll an Fahrzeugen? Der bisherige Vorteil der Ortskenntnis der Fahrer hat sich ja bereits in den vergangenen Jahren mit der Einführung von Navigationsgeräten erledigt. Die Taxinutzer werden sich auch sehr schnell an das Fahrzeug ohne Fahrer gewöhnen….

Übrigens: Das Google-Tochterunternehmen Waymo betreibt bereits seit Ende letzten Jahres eine kleine autonom fahrende Taxiflotte in der Stadt Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. Mehr dazu unter folgenden Links:

 http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/autonomes-fahren-waymo-startet-bezahlte-robotertaxi-fahrten-a-1242372.html

 https://www.googlewatchblog.de/2019/01/waymo-die-fahrzeuge-google-3/

Die Liste der vergangenen und zukünftigen Beispiele für „Digitale Disruption“ ließe sich an dieser Stelle sicher noch unendlich fortschreiben und ich werde vermutlich in Zukunft auch noch über weitere Beispiele schreiben. Wir sind jedenfalls der Meinung, dass dies ein wichtiges und gleichzeitig sehr spannendes Thema ist, das Sie als Unternehmer nicht außer Acht lassen sollten.

Selbstverständlich steht Ihnen das B2Digital-Team jederzeit gern zur Verfügung, um Ihr Unternehmen neutral und unabhängig auf den Zukunftsprüfstand zu stellen. Durch die Einbindung von Förderprogrammen wie zum Beispiel dem Programm zur Förderung Unternehmerischen Know-Hows (BAFA) ist solch eine Prüfung in Brandenburg bereits ab 600 Euro netto möglich. Am Ende erhalten Sie einen Abschlussbericht mit möglichen Handlungsoptionen. Sie können dann selbst entscheiden, wie Sie damit umgehen möchten.


Buchempfehlung:

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